Sonntag, 17. Oktober 2021

Red Bull Flugtag - Team Wright


Dieser Blogbeitrag handelt ausnahmsweise nicht von Triathlon, Duathlon oder Laufsport sondern von einer anderen tollen Erfahrung. Eigentlich wäre der September sonst schon voll genug gewesen mit dem Ironman, der Duathlon-SM und am abschliessenden Wochenende noch der Triathlon EM in Valencia, aber an unserem einzigen freien Wochenende durften wir an einem anderen coolen Anlass Teilnehmen, dem Red Bull Flugtag 2021 in Lausanne. Per Zufall hatte ich Mitte Juli, kurz vor Ende der Bewerbungsdeadline, die Ausschreibung dafür gesehen. Mehr zum Spass bestellte ich ein Bewerbungspaket von Red Bull, welches nicht nur alle Informationen, ein Skizzenblatt, sondern auch zwei Red Bull Dosen beinhaltete. Zuerst sammelte ich zusammen mit Salomé einige Ideen und wir überlegten uns, ob wir uns bewerben sollten und an diesem Wochenende Zeit hätten. Allerdings stuften wir unsere Chancen sehr gering ein angenommen zu werden, da nur die 40 besten Teams zu diesem Anlass von Red Bull eingeladen werden. Aber zuerst, um was geht es überhaupt? Beim Red Bull Flugtag, welcher seit 1998 in unzähligen Ländern ausgetragen wird, messen sich die 40 besten Bewerber in Flugzeugbau und Kreativität. Als Team (max. 5 Personen) muss man ein Flugzeug (Gleiter) bauen, welchen man von einer 6m hohen Rampe ins Wasser stösst. Wie auf dem Bild unten zu sehen ist. (Quelle: Red Bull Media Pool


Vorab muss jedes Team auf der Rampe eine 30s Darbietung vorführen. Die Punkte für die Schlusswertung resultieren aus drei Bewertungskategorien, pro Meter Flugdistanz gibt es einen Punkt, die Kreativität wird von 0-10 Punkten im voraus bewertet und die Performance auf der Rampe wird Live vor Ort von einer Jury ebenfalls mit 0-10 Punkten beurteilt. Salomé und ich beschlossen es zu versuchen und wir teilten das Team in zwei Gruppen mit verschiedenen Vertiefungsrichtungen ein. Salomé würde jemanden suchen, welche mit ihr die Chorea, die Kostüme, etc. organisiert, unser Kreativteam. Während ich zwei weitere Mitglieder suche welche für den Bau zuständig sind, unser Ingenieursteam. Von meiner Arbeit im Forschungsinstitut der FHNW fragte ich zwei Freunde, Matthias und Dennis, welche mit mir auch den Master in Life Sciences abgeschlossen hatten. Mit Livia fanden wir unser fünftes Teammitglied, welche mit Salomé ebenfalls studiert hatte. Von Anfang an war klar, es würde vom Zeitaufwand extrem knapp werden und wir würden es kaum schaffen ein Flugobjekt zu bauen, welches um den Sieg fliegen würde. Wir einigten uns darauf, dass es primär ums Mitmachen gehen würde, wir aber trotzdem nicht negativ abfallen wollten. So trafen wir uns als Ingenieursteam zum ersten Mal um die Bewerbungsskizze anzufertigen. Wir einigten uns auf das Motto: "Die Gebrüder Wright" und nannten unsere Gruppe dementsprechend "Team Wright". Matthias, als gelernter Konstrukteur, war unser Zeichner. Eine erste digitale Skizze schaute wie folgt aus:


Ich schickte die Bewerbungsunterlagen ab und wir erwarteten noch immer, dass wir abgelehnt werden würden. Die Bewerbungsfrist wurde nochmals um zwei Wochen verlängert und so bekamen wir sechs Wochen vor dem Anlass den Bescheid. Es kam eine Mail mit dem Betreff "Eure Starterlaubnis". Wir waren uns nicht sicher, ob wir uns wirklich freuen sollten. Es kam eher ein Gefühl von grossem Stress bei allen auf... So gingen wir direkt an die konkrete Planung unseres Bauvorhabens. Wir hatten nicht viel Geld zur Verfügung und somit fielen teure Materialien wie Aviatik-Bespannfolie weg. Die meisten Werkstoffe hatte es im OBI an Lager und so stellte ich eine Einkaufsliste zusammen. Die wichtigsten Materialien waren: PVC-Rohre (1m und 2m x 40mm), Balsaholz (ca. 1000mm x 100m x 5mm), Holzlatten (2.4m), Baufolie, Leim und Duct Tape. An unserem ersten Bautag trafen wir uns im OBI, kauften die erste Ladung an Material und fuhren anschliessen an die FH in Muttenz wo wir zu bauen begannen. Wir legten sehr viel Wert auf Leichtigkeit, ein erster Fehler, wie sich später herausstellen sollte. Ein grosses Thema waren auch die einzelnen Module. Das Flugzeug sollte eine Spannweite von ca. 8m haben, das würden wir nie in einem Stück nach Lausanne bringen. Wir nutzten die Steckverbindungen der PVC-Rohre und bauten 4 Module mit 2m x 1m. Nach 10h hatten wir einiges Erreicht.









Später am Tag kam dann noch unser Kreativteam vorbei. Sie machten sich Gedanken über die Choreo und die Kostüme, das ganze Motto eigentlich und stellten uns dies am Abend vor. Danach assen wir gemeinsam am Campus zu Nacht und machten unser Gruppenfoto für Red Bull.


Zwei Wochen nach der Zusage von Red Bull kamen von Zug zwei Angestellte vorbei um Fotos zu machen und uns fast 100 Dosen Red Bull vorbei zu bringen.


Ein letzter Teil, welcher noch gebaut werden musste, war unser Wägelchen. An einem Mittwochmorgen fuhr ich in den OBI, kaufte ein paar Holzlatten und Räder und schraubte so viel wie möglich zusammen.





Nun kam der grosse Tag sehr nahe. Dennis organisierte einen Bus und wir fuhren am Samstag nach Lausanne um das Flugobjekt zusammen zu bauen und wir schliefen in einem Hotel. Die Stimmung war sehr cool und Red Bull offerierte sogar ein Barbecue. Auch das Wetter war super und mit den Modulen des Flugzeugs und Wagen klappte alles wie geplant. 





Nach dem Nachtessen fuhren wir ins Hotel und gingen schlafen. Am Sonntagmorgen wurden wir dann von starkem Wind und Regen geweckt... Salomé und ich gingen noch eine Runde laufen nach dem Frühstück. Wir wollten nicht zu früh auf das Eventgelände, denn die Wetterprognose blieb für den ganzen Tag schlecht und wir waren das viertletzte Team. Um 11Uhr machten wir uns dann auf den Weg. Langsam machte sich Nervosität unter uns breit. Wir waren nicht sicher, wie gut unser Flugobjekt den Sturm überstanden hatten. Der Schaden hielt sich in Grenzen, aber uns war klar, würde es den ganzen Tag so weiter regnen (was es auch tat) würde die Stabilität des Flugzeugs stark in Mitleidenschaft gezogen werden... Um 12:00 war dann noch das Briefing der Piloten wo ich teilnahm. Es war eigentlich alles klar. Kurz davor, schauten wir uns endlich mal die Rampe an, welche wir noch nie gesehen hatten! Es war sehr imposant. Als Teilnehmer durften wir sogar hoch laufen...





Die Aussicht beruhigte nicht gerade unsere Nerven, vor allem ich hatte gerade grosse Mühe mit der Nervosität. Es waren tausende von Zuschauer live vor Ort, geschweige denn vor der Liveübertragung! Die meiste Zeit des Tages verbrachten wir im Teilnehmerzelt und schauten uns den Event an. Zum Glück gab mir Raphi, Salomé's Bruder, seine Jacke... Mittlerweile war die Kälte kaum noch zum aushalten.


Eine Stunde vor unserem Auftritt machten wir uns langsam bereit. Wir zogen unsere Kostüme an, es musste noch Wasser aus dem Flügel gelassen werden und das Flugobjekt wurde vom Veranstalter geprüft. Als wir den Flügel auf den Wagen hebten, hielt sich die Stabilität in Grenzen... Immerhin hielt es noch. Zu unserer Verteidigung, mittlerweile war alles mit Wasser voll gesogen. 






Endlich war es soweit, nach über 5 Stunden Wartezeit. Wir wurden abgeholt und vor die Rampe gebracht. Dort erhielten wir die Schwimmwesten und Helme. Langsam wich bei allen die Nervosität und wir waren froh, endlich loslegen zu dürfen. Wir stiessen den Wagen auf die Rampe. Dieser durfte nicht mit ins Wasser fliegen, also wurde er vorne an der Rampe fest gebunden. Wir hatten das ganze als Team so oft durchgespielt, dass wir alle wussten was zu tun war. Anschliessend folgte unsere Choreo. Alles lief wie geplant und jetzt kam der "Flug"... Wohl eher Sturz... Das Team stoss mich an und ich wurde von der Rampe geschleudert. Leider hielt unser Flugzeug wirklich nicht mehr und ich fiel nach 3m ins Wasser. Aber dieses Gefühl beim Absprung, es war einfach genial! Ich tauchte auf und war unter dem Flugzeug. Aus lauter Panik, stiess ich es weg und zeigte dem Team oben, das alles gut war. Danach schwamm ich an Land. Dort gab ich auf Englisch ein Interview und wir wurden vom Moderator für unsere Hommage an die Gebrüder Wright gelobt. Leider hatten das nicht alle verstanden... Von der Jury wurden wir nicht all zu gut bewertet, aber es gab noch schlechtere Teams. In allen drei Kategorien waren wir nicht letzter und es war eine mega Erfahrung! 






Im Anschluss an den Event demontierten Matthias und Dennis den Wagen und ich zog mich um. Dann mussten wir noch unser Flugzeug, also das was davon noch übrig war, zerlegen. Einer der schönsten Momente war, als wir alles geschafft hatten und es endlich richtig geniessen konnten und alle je zwei Käsekuchen assen.


Vor dem Ende noch ein kurzes Fazit. Im Nachhinein würden wir viel mehr Wert auf Stabilität statt Leichtbau richten und dickere Holzlatten und Rippen verwenden. Die Baufolie anstelle von teurer Bespannfolie (30CHF vs. 3000CHF) war gar nicht so schlecht. Und zu guter Letzt, der Red Bull Flugtag 2021 war eines der eindrücklichsten Erlebnisse meines Lebens und wird mir immer in toller Erinnerung bleiben! Vielen Dank an alle, die bis hierhin gelesen haben und uns am Eventtag selber supportet hatten! Uns allen hat die Unterstützung sehr viel bedeutet und geholfen! Und vor allem danke an das beste Team, dass man sich vorstellen kann! - Salomé, Livia, Dennis und Matthias! 

Donnerstag, 7. Oktober 2021

Triathlon Europameisterschaften Valencia 2021

Das letzte Mal bin ich 2015 an einer Triathlon-EM über die Sprint- und Olympische-Distanz gestartet. Dieses Jahr starteten Salomé und ich an der EM in Valencia, am Samstag über die Sprint-Distanz und am Sonntag über die Olympische-Distanz. Bei meinen anderen Starts im Jahr 2014 in Kitzbühel und im 2015 in Genf war es bisher so, dass der Sprinttriathlon jeweils am Freitag und der Olympische am Sonntag stattfand. Somit hatte man sonst 24h mehr Zeit für die Erholung. Wegen des Corona-Virus war lange Zeit nicht klar, ob wir tatsächlich nach Spanien reisen könnten. Deshalb buchten wir erste eine Woche vor Abreise unseren Aufenthalt und den Flug mit Transfer. Der Plan wäre gewesen am Donnerstag hin zu fliegen und am Montagmittag wieder zurück. Leider war es nicht möglich bei Swiss die Fahrradkoffer direkt bei der Buchung anzugeben. Deshalb meldeten wir uns direkt danach beim Kundencenter per Mail. Am Dienstag hatten wir immer noch keine Bestätigung und wir wurden etwas unruhig. Nach dem ersten Anruf am Morgen um 8:00Uhr begann die Odyssee. Uns wurde mitgeteilt, dass es nicht möglich war die Koffer mitzunehmen. Ganze 27 Anrufe später war es um 19:00 Abends doch noch geschafft. Wir würden  am Freitagmittag hin und am Montagabend wieder zurück fliegen. Am Mittwoch duften wir noch zweimal anrufen, da jetzt plötzlich Salomé zwei Radkoffer beim Rückflug reserviert hatte... Und natürlich mussten wir alleine für das umbuchen 700CHF zusätzlich zahlen (ohne die Radkoffer). Irgendwann waren wir einfach nur noch froh, das Ganze geschafft zu haben. Aber die ganzen Formulare für Ein-, Rückreise und den Wettkampf kamen dann noch am Donnerstag. Auch das haben wir hinter uns gebracht. Und so befanden wir uns am Freitag im Flugzeug nach Valencia. Um 17:00 waren wir im Appartment und hatten unsere beiden Fahrräder fertig zusammen gebaut. Nun durften wir die Startunterlagen für die beiden Triathlons abholen gehen. Zum Glück war das Eventgelände nur 400m entfernt. Auf dem Rückweg gingen wir noch kurz einkaufen und danach machten wir alles für den morgigen Tag bereit. Nach dem kochen konnten wir uns endlich ausruhen. Am Samstag läutete dann um 4:45 bereits der Wecker und wir assen unser Porridge. Die Stimmung um 6:00Uhr am Hafen von Valencia war wirklich toll und ich freute mich auf den Wettkampf. Um 8:00 fiel dann der Startschuss und auf den 750m schwimmen gelang mir gefühlt ein richtig gutes Schwimmen. Ich kam nah an der Spitze aus dem Wasser und konnte mit dem Rad bis auf den 2. Rang vorfahren. Auf der zweiten von zwei Radrunden, nach ca. 14 der 20km geschah es dann allerdings. Ein belgischer Fahrer überholte mich direkt vor einem Kreisverkehr und verbremste sich vor mir. Ich konnte gerade noch rechtzeitig ausweichen aber musste allerdings auf den 10cm hohen Kreisel springen der voller Palmen war. Einen Sturz konnte ich knapp verhindern. Nachdem ich vom Fahrrad gestiegen war, ging ich vom Kreisel runter und fuhr mit viel Adrenalin in mir weiter. Bis ich einige Meter später feststellen musste, dass mein Hinterrad defekt war. Nochmals musste ich anhalten und dieses neu richten. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich, das Rennen war für mich gelaufen. Ich fuhr zunächst weiter und musste nochmals anhalten um etwas zu beheben. Eigentlich wollte ich aufgeben, aber danach entschied ich locker zu Ende zu fahren um mein Fahrrad zu prüfen und die 5km locker zu laufen als Warm-up für den Tag darauf. So konnte ich auf der Laufstrecke Salomé immer wieder anfeuern, die mich sogar noch überholte und Vize-Europameisterin wurde! :D Im Anschluss an das Rennen freuten wir uns sehr über das tolle Resultat von Salomé und holten dann unsere Fahrräder um uns so viel wie möglich zu erholen für die olympische Distanz am nächsten Tag. 




Der Sonntag begann gleich wie der Samstag und ich freute mich heute alles zu geben. Das Schwimmen gelang mir leider nicht mehr so gut und ich lag schon ein wenig zurück. Allerdings konnte ich die zweitschnellste Radzeit fahren und so einige Zeit gutmachen. Es gelang mir ein solider Lauf mit einem 3:33min/km-Schnitt. Vor einem Jahr wäre ich sehr zufrieden mit dieser Zeit gewesen, aber ich wusste an einem super Tag, wären schon noch ein paar Sekunden drin gelegen. So verlor ich keinen Platz mehr aber konnte in meiner Kategorie auch nichts mehr gut machen. Overall wurde ich 11. und 5. in meiner Altersklasse. Mein mit Abstand bestes Resultat bisher an einer EM. Salomé wurde nochmals 2., so toll!!! Es war ein schöner Saisonabschluss und eine wertvolle Erfahrung!







Zuhause habe ich noch eine kleine Analyse meiner bisher drei olympischen EM Triathlons gemacht. Auf der Grafik unten sieht man in gelben Balken meine prozentuale Abweichung zum Europameister, welche jedes Mal weniger wurde (dieses Jahr noch knapp 4:30min). In Blau, Grün und Rot ist die Abweichung zur jeweiligen Bestzeit in der Disziplin. Ausser im Jahr 2015 beim Schwimmen wird auch dort die Differenz zu den Besten immer wie weniger. Alles in allem eine sehr positive Tendenz.